Marie Eckert aus Chur bietet amerikanischen Journalisten und hochrangigen Beamten Platz in ihrem Coworking Space in Davos. Der Anruf aus dem Weissen Haus trudelte letzten Donnerstag ein.

Marie Eckert staunte nicht schlecht, als vergangene Woche ihr Natel klingelte und sich eine Frauenstimme mit «Hi. It’s Rebecca from the White House» meldete und Platz für die umfangreiche Delegation in ihrem Coworking Space in der Clavadelerstrasse buchen wollte. Über ihre Reaktion, wann die Amerikaner nach Davos kommen und welche Auswirkungen der Haushalt-Shutdown in Washington auf ihre Arbeit in Graubünden hat, sprach die gebürtige Deutsch-Holländerin aus Chur mit der «suedostschweiz.ch»:

Frau Eckert, Sie sind Gastgeberin des Trump-Trosses. Wie kann ich mir das vorstellen? Klingelt das Telefon und dann ist tatsächlich das Weisse Haus dran?

Sie werden es nicht glauben, aber es war tatsächlich so. Ich bekam letzten Donnerstag einen Anruf. Ich nahm ab. Eine Stimme sagte: «Hi, it's Rebecca from the White House.» Ich dachte noch, da erlaubt sich jemand einen Witz. Irgendjemand aus dem Freundeskreis verarscht mich.

Aber es war kein Scherz. 

Nein. Im Fortgang des Gesprächs überlegte ich, ob jemand aus meinem Umfeld überhaupt mit einem solchen Akzent Englisch spricht. Nein, der Anruf kam wirklich aus dem Weissen Haus. 

Und was wollte Rebecca aus dem Weissen Haus?

Sie fragte, ob wir einen guten Platz zum Arbeiten zur Verfügung stellen könnten. Sie sagte, sie sei auf dem Weg nach Davos und brauche einen Bereich für die amerikanischen Medienteams und die Regierungsmitarbeiter aus der Presse-Abteilung. Einenhalb Stunden später traf die Vorgruppe, die aus fünf Leuten bestand, die alles vor dem Eintreffen der grossen Gruppe inspiziert, hier ein. Mit dabei war auch jemand von der NBC (Anm.: National Broadcasting Company). Sie haben sich alles angeschaut und dann zugesagt. 

Wird man nervös, wenn am anderen Ende der Leitung des Telefons jemand solch Hochrangiger sitzt?

Es war alles sehr überraschend. Ich habe erst im Nachhinein verstanden, dass es sich um das White-House-Pressteam handelt. Es hat gedauert, bis es gesickert ist. 

Das bedeutet, dass die Nachrichten aus Davos in die USA von Ihrem Arbeitsplatz aus gesendet werden?

Ja. Es werden sogar Liveübertragungen aus meinem Coworking Space in Davos nach Amerika geschickt. Das wird schon alleine wegen der anderen Zeitzone eine Herausforderung. Gerade bin ich dabei, Gummimatten auszulegen, damit die Reporter im Aussenbereich, auf einem Schneehaufen, filmen können. 

Wie stehen die Chancen, dass Präsident Donald Trump vorbeikommt?

Das kann ich ausschliessen. Hoffentlich nicht. Das wäre aufgrund der Sicherheitsauflagen extrem aufwendig. Aber während er am Freitag am WEF referiert, werden die Reporter von hier aus live senden. 

Haben sich alle Amerikaner, davon 52 Journalisten, schon bei Ihnen einquartiert oder reisen die meisten erst zum Trump-Besuch an?

Die Räume füllen sich nach und nach. Am Samstag sind die ersten eingetroffen. Gestern wurden die Telefonleitungen aufgebaut und das Internet installiert. Heute kommen die Möbel. Es ist noch alles etwas chaotisch. 

Und wo findet die Belegschaft Platz? Davos ist ja ausgebucht.

Eigentlich wollten die Leute täglich hochpendeln. Ein Wahnsinn. Ich habe ihnen vorgeschlagen, ein Hotel zu organisieren. Und tatsächlich. Wir hatten Glück. In Lenzerheide fanden wir ein Hotel, das erst kürzlich eröffnete und noch Zimmer zur Verfügung hatte. 

Momentan tobt in Washington der Streit über die Haushaltssperre. Tausende Behördenmitarbeiter bekommen kein Gehalt mehr. Welche Auswirkungen hat das auf die Belegschaft, die zu Ihnen kommt? Und kommen die Leute überhaupt?

Der «Shutdown» macht alles unsicher. Die Leute von der Botschaft etwa sagten, dass sie hoffen, nach dem WEF bezahlt zu werden. Viele gehen derzeit nicht ins Büro und erledigen die wichtigste Arbeit von zu Hause aus. Aber die Leute, die zum WEF kommen, werden schon anreisen. 

Wird Trump nach Davos reisen?

Niemand weiss genau, ob er kommt. Ich habe bereits nachgefragt, aber keine eindeutige Antwort erhalten.

Nach Einzelgesprächen am Donnerstag, gab am Freitag der US-Präsident seine lang erwartete Rede. Darin hat Donald Trump unterstrichen, dass sich die USA weiter als Teil der Weltwirtschaft begriffen.