Ein Pferdestall zum Wohlfühlen - groß, hell und luftig -

2022-07-22 09:26:26 By : Mr. Alex Yuan

Ein Pferdestall mit viel Licht, Luft, Artgenossen und großen Pferdeboxen. (© www.toffi-images.de)

Noch immer ist es schwer verständlich, weshalb ein Pferdestall in den 70er/80er-Jahren überwiegend dunkel und muffig war. Die Anforderungen, die Pferde für ein gesundes Leben und volle Leistungsfähigkeit brauchten, wurden oft völlig verkannt.

Leider gibt es solche und ähnliche Pferdeställe noch heute. Doch die meisten Stall- und Pferdebesitzer legen immer mehr Wert auf eine gesunde, möglichst artgerechte Haltung. Eine Box mit Ausblick, Terrasse oder großem Auslauf – alles ist möglich. Und dass auch Leistungssport und pferdegerechte Haltung sich nicht ausschließen, dafür gibt es mittlerweile ebenfalls viele schöne Beispiele.

Das Pferd kommt aus der Steppe! Das bedeutet: Frische Luft, viel Platz, Futter in Maßen und enge Herdenbildung. Schadgase wie Ammoniak, das sich im Mist aus dem zersetzenden Harnstoff bildet, Staub und Keime aus Stroh und Heu, sowie über das ganze Jahr hinweg mollig warme Temperaturen kannten sie nicht.

Warum auch: Ihr gesamter Organismus war perfekt an dieses Leben angepasst. Das ist heute nicht anders. „Als ehemaliges Steppentier hat das Pferd einen hohen Licht- und Frischluftbedarf. Seine großen, leistungsstarken Lungen sind auf eine ausgiebige Frischluftversorgung angewiesen, um gesund und funktionsfähig zu bleiben“, heißt es in den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten. „Unabhängig von der Rasse sind Pferden hervorragende Mechanismen (Thermoregulation) angeboren, um sich der Umgebungstemperatur anzupassen“, so der vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz herausgegebene Leitfaden.

Daraus ergeben sich bestimmte Anforderungen für einen optimalen Pferdestall. Unabhängig davon, ob Pferdebox oder Aktivstall. So sollte die Stalltemperatur der Außentemperatur im Tages- und Jahresrhythmus unter Vermeidung von Extremwerten folgen. Konstante Stalltemperaturen verringern die natürliche Thermoregulation des Pferdes.

Die Luftfeuchtigkeit beträgt etwa 60 bis 80 Prozent der optimalen relativen Luftfeuchtigkeit. Über diesem Wert wird es kritisch, denn dann freuen sich Bakterien, Schimmelpilze und Parasiten über ideale Lebens- und Vermehrungsbedingungen. So beispielsweise auch die Würmer: Für Larven der Strongyliden gehören feuchte Wände zu ihrem Entwicklungskreislauf – sie kriechen an den Wänden hoch und werden dort von den Pferden abgeleckt. Daher sollte eine zu hohe Luftfeuchtigkeit vermieden werden, um keinen Nährboden für Schädlinge zu schaffen. Zu trockene Luft hingegen begünstigt Staubbildung und reizt die Schleimhäute der Atemwege. Auch hier heißt es: Die goldene Mitte finden, um optimale Bedingungen für die Pferde zu schaffen.

In der Luftzirkulation im Pferdestall sollte die Luftgeschwindigkeit mindestens 0,2 Meter pro Sekunde betragen, um Wasserdampf, Schadgase, Staub und Keime abzuführen und Frischluft zuzuführen. Bei hohen Temperaturen sind höhere Luftgeschwindigkeiten angenehm, da Pferde so leichter überschüssige Wärme abgeben können.

Eine großflächig auf den Körper auftreffende Luftströmung, wie sie bei stärkerem Wind entsteht, ist für das Pferd keine Zugluft – auch wenn wir Menschen sie so empfinden. Denn das Pferd reagiert auf diesen großflächigen Kältereiz – es reguliert selbst seine Körpertemperatur. Direkte Zugluft hingegen ist definiert durch einen partiellen Luftstrom, der Kälter als die Umgebungstemperatur ist und auf den die Thermoregulation nicht reagiert. Diese sollte vermieden werden.

Das Sonnenlicht ist ein wichtiger Faktor für die Pferde: Sonne ist Leben. Das gesamte UV-Spektrum des Sonnenlichts beeinflusst Verhalten, Widerstandskraft, Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit des Pferdes positiv. Da künstliches Licht nicht das ganze Spektrum enthält, sollte jedes Pferd täglich ins Freie gehen können (Auslauf, Paddockbox, zumindest Außenfenster).

Die Beleuchtung im Pferdestall sollte mindestens 80 lux über acht Stunden täglich abgeben können. Um eine natürliche Lichtquelle zu schaffen, eignen sich Fenster hervorragend. Die Fensterfläche mit mindestens einem Zwanzigstel der Stallfläche, ist dabei der untere Richtwert. Bei Verschattung durch Bäume oder Gebäude etc. muss diese Fläche entsprechend größer ausfallen.

Kohlendioxid-Konzentration: Diese ist automatisch in der Luft, die das Pferd ausatmet enthalten und somit ein Indikator für die Luftverhältnisse im Stall. Der Wert sollte unter 1000 ppm liegen (0,1 Liter/m3). Erhöhte Werte deuten auf ungenügende Belüftung hin und treten meist in Kombination mit Bakterien und Staub auf.

Ammoniak: Gilt als schädlichstes Gas im Pferdestall und entsteht durch die bakterielle Zersetzung von Kot und Harn. 10 ppm (0,1 Liter/m3) dürfen nur kurzfristig überschritten werden. Ammoniak greift die Atemwege an und verursacht Strahlfäule.

Schwefelwasserstoff: Dieses Zellgift entsteht durch die Fäulnis organischer Substanzen und beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme im Blut. Der Grenzwert beträgt 0 ppm (0,001 Liter/m3).

Sauberes Wasser in ausreichender Menge ist ein Grundbedürfnis. (© pimmimemom - Fotolia)

Wasser ist für das Pferd lebenswichtig. Aber womit sollte man das Pferd tränken: Eimer, Selbsttränke oder Wasserbecken?

Hand­ bzw. Eimertränken gelten laut Fütterungsexperten Ingolf Bender als „Relikte aus altägyptischer Zeit“. In seinem Buch „praxishandbuch Pferdefütterung“ betont er, dass diese nur noch im Notfall zum Einsatz kommen sollten. Das Pferd habe schließlich dann Durst, wenn sich der Druck der Körperzellflüssigkeiten verringert, und nicht erst, wenn der Betreuer Lust verspüre und Zeit habe, Wassereimer zu schleppen. Egal bei welcher Haltungsform – Wasser muss Pferden grundsätzlich ständig in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen. Es ist wichtig, dass Pferde in selbstbestimmten Intervallen trinken können, denn ein einheitliches Tränkeschema wird den Bedürfnissen des Pferdes nicht gerecht.

Dieser Forderung kommen automatische Selbsttränkebecken am Besten nach. Sie sind am häufigsten in Reitställen zu finden, in unterschiedlichen Ausführungen. In jeder Box ist eine Tränke, die das Pferd selbst bedienen kann. Bei der Auswahl des Materials sollte man darauf achten, dass es bruchfest ist (Verletzungsgefahr). Der Wasserdurchsatz (Wassermenge, die durch das Rohr fließen kann) sollte möglichst hoch sein, damit das Pferd viel Wasser in kurzer Zeit aufnehmen kann. Angeschlossen an einen Wasserwagen können Selbsttränkebecken auch für die Wasserversorgung auf Ausläufen und Weiden dienen.

◆ Der Wasserbedarf eines ausgewachsenen Pferdes beträgt 30 bis 60 Liter pro Tag.

◆ Pferde bevorzugen eine Wassertemperatur zwischen acht und zwölf Grad.

◆ Wie oft und wie viel Pferde saufen, hängt auch von der Umgebungstemperatur ab. „Weidepferde nehmen bei einer Umgebungstemperatur von null bis fünf Grad lediglich einmal in acht Stunden Wasser auf, bei einer Umgebungstemperatur von 30 bis 35 grad 1,8 mal pro Stunde.“ (Klaus Lübker in: „Schlagworte der Pferdefütterung“)

◆ Anzahl der Tränken in Gruppenhaltung: Selbsttränkebecken: Eine Tränke für ca. 15 Pferde lange Trogtränken: eine Tränke für ca. 20 Pferde.

◆ Schwimmer-Tränkebecken (mit Schwimmer-Ventil): Es ist ideal für Jungtiere (häufig in Aufzuchtställen), die meisten Pferde mögen das Modell. Allerdings ist es etwas teurer in der Anschaffung, häufig sammeln sich Futterreste usw. an (Hygiene!)

◆ Rohrventil- Tränkebecken: Diese Variante ist preisgünstig und wird häufig verwendet. Die Pferde müssen erst lernen, den Wasserfluss auszulösen. Bei zu geringem Rohrdurchschnitt kann der Wasserzufluss eingeschränkt sein

◆ Zungen-Tränkebecken: Ebenfalls ein preisgünstiges Modell, dass häufig verwendet wird. Oft sammeln sich Futterreste und Schmutz an (Kontrolle!). Auch hier müssen die Pferde erst lernen, den Wasserzufluss zu aktivieren.

◆ Offene Trogtränken (häufig bei Weidehaltung und in Ausläufen): Sie ermöglichen natürliches Trinkverhalten in langen Zügen. Diese Varianten verschmutzen schnell und Überschwemmungen durch Herumspielen mit dem Wasser sind möglich. Die manuelle Befüllung ist recht aufwändig (Wasserzulauf möglich).

Achtung: Egal bei welchem Tränkesystem – Pferdebesitzer oder Stallbetreiber müssen täglich kontrollieren, ob Pferdeäpfel in der Tränke liegen und ob diese funktionsfähig ist. Außerdem sollte die Tränke regelmäßig von Staub und Schmutz befreit.

Da sich oft die Frage stellt, wie viel Platz ein Pferd braucht, gibt es auch hier Richtmaße: Die Boxenfläche sollte mindestens 2x Widerristhöhe sein. Bei einem Pferd von 1,70 Meter Stockmaß wären das etwa 11,6 m2, heißt eine 3 x 4 Meter große Box wäre ausreichend. Ein Pferd von 1,80m Stockmaß ist in einer Box mit den Maßen 3,50 x 4 Meter besser auf gehoben. „Generell haben Pferde in Boxen mit 3,50 x 4 Meter mehr Drehraum. Jeder Stall sollte zusätzlich zu den normalen Boxen einige größere Boxen haben, in denen sich auch sehr große Pferde wohlfühlen“, rät Dipl. Ing. agr. Georg W. Fink, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Reitanlagen und Stallbau.

Stockmaß 1,30 m = 6,76 m2 / Stockmaß 1,48 m = 8,76 m2 / Stockmaß 1,68 m = 11,29 m2

Stockmaß 1,30 m = 8,94 m2 / Stockmaß 1,48 m = 11,59 m2 / Stockmaß 1,68 m = 14,93 m2

Die Trennwandhöhe der Box mit Aufsatzgitter sollte entsprechend höher als 1,3 x Widerristhöhe sein. Beispiel anhand der Stockmaße:

Stockmaß 1,30 m = 1,69 m Höhe

Stockmaß 1,48 m = 1,92 m Höhe

Stockmaß 1,68 m = 2,18 m Höhe

Die Länge der Boxenschmalseite sollte länger als 1,75 x Widerristhöhe sein und die Deckenhöhe berechnet sich mit mindestens 1,5 x Widerristhöhe.

Unterschiedliche Bodenbeläge, Einzäunungen und auch die richtige Größe stellen den Pferdebesitzer häufig vor die Qual der Wahl. Die Alternative zur Box mit Fenster oder Paddock: ein Aktivstall – die ganz große Freiheit in der Gruppe.

Innenbox: Einzelbox in einem Stallgebäude ohne für das Pferd nutzbare Öffnung nach außen.

Außenbox: Einzelbox in einem Stallgebäude mit einer Öffnung, durch die das Pferd Kopf und Hals nach draußen strecken kann.

Außenbox mit Kleinauslauf (Paddockbox): Einzelbox in einem Stallgebäude mit ständig zugänglichem, direkt angrenzendem Auslauf.

Mehrraumaußenbox mit Kleinauslauf: Einzelbox in einem Stallgebäude mit über den Kleinauslauf zugänglichem separaten Fressbereich. Die Bewegung des Pferdes wird so maßgeblich erhöht.

Diese Haltungsformen können auch in einem Offenstall konzipiert werden. Bei diesen, auch Außenklimastall genannten Bauten, ist eine Gebäudeseite ganz oder teilweise offen und die Wände sind meist nicht wärmegedämmt. Der geschlossene Stall hingegen beinhaltet Decken und Wände mit Wärmedämmung und verfügt nicht über offene Gebäudeseiten.

Wichtig bei Pferdestall und Paddock sind verbissfeste Materialien. (© www.toffi-images.de)

Pferde müssen an die frische Luft. Also: raus aufs Paddock! Was aber genau ist ein Paddock? Für die einen ist es die größere Fläche, auf der die Pferde stundenweise stehen. Andere Pferde haben in der Gruppenhaltung einen Gemeinschaftspaddock ständig zur Verfügung. Wieder andere Pferde haben einen eigenen Paddock „direkt vor der Haustür“, an die Box angrenzend. „Die einer Box zugeordnete Freifläche wird auch als Paddock bezeichnet und ist bereits sinnvoll, wenn sie nur so groß ist wie die Box selbst“, heißt es in den Orientierungshilfen der FN.

Aber gilt der Grundsatz: Je größer die vorgesehene Fläche, umso besser? Haltungsexperte Georg Fink rät: „Der Paddock soll nicht länger als sechs bis acht Meter sein, um das Rennen zu verhindern.“ Die Pferde dürfen nicht ins Laufen kommen, ausgleiten oder gelenkschädigende Stopps einlegen. Stattdessen sollen sie sich ruhig, aber kontinuierlich im Schritt bewegen können.

Die korrekten Abmessungen eines Boxen-Paddockzauns sind wichtig, damit es nicht zu Unfällen kommt. Außerdem können sie versicherungstechnisch relevant sein. Nach den Richtlinien der Landwirtschaftskammern sollte die Einzäunung 0,8 x Widerristhöhe des größten, in dem Paddock gehaltenen Pferdes betragen (Stockmaß 1,68 Meter also 1,34 Meter). Natürlich gilt in der Praxis immer: „Je höher, desto besser“.

Ganz anders der große Auslauf zum Toben und Galoppieren. Für zwei Pferde sollte er mindestens 150 Quadratmeter groß sein, für jedes weitere Pferd kommen 40 Quadratmeter hinzu. Empfehlenswert sind für den Bewegungsspaß eine Lang-Rechteck-Form, Raumteiler und abgerundete Ecken. „Auslauf und Paddock sind zwei völlig verschiedene Laufgelegenheiten! Ein Paddock bietet zwar Licht, Luft und Umweltreize, kann jedoch niemals die notwendige Bewegung ersetzen“, erklärt Georg Fink.

Auch Wälzen ist im Auslauf schön und gut, aber wegen der Verletzungsgefahr nicht auf dem Paddock! Um die Pferde nicht dazu zu animieren, sollte der Boden von schmalen Paddocks befestigt sein. Außerdem bildet sich auf naturbelassenem Boden schnell tiefer Matsch, abgetrocknet wird die Fläche dann oft uneben. Zur Befestigung können idealerweise Gitterlochmatten oder Bodengitterplatten aus Kunststoffen verwendet werden, die genügend Grip haben, aber nicht zum Wälzen verleiten. Solche Paddockmatten, gibt es beispielsweise auch als Gummimatten für die Pferdebox oder als rutschfesten Bodenbelag für Waschboxen und Solarium.

Bei einer Einzäunung für ein Paddock oder einen Auslauf sollte man bei Maßen und Materialien darauf achten, dass:

◆ keine Verbindungsstellen oder Schrauben hervorstehenden

◆ mindestens zwei, besser drei Querstangen verbaut sind

◆ eine optimale Höhe liegt bei ca. 1,30 bis 1,50 Meter

◆ die erste Querstange etwa 40 bis 70 Zentimeter hoch sein sollte (bei Fohlen, kleinen Ponys und Kaltblütern entsprechend angepasst)

◆ die weiteren Querstangen darüber in einem Abstand von 40 bis 70 Zentimeter angebracht sein sollten

◆ rostfreie Stahlrohre mir einem Durchmesser von fünf bis acht Zentimeter verwendet werden

◆ Metallrohre am besten aus verzinktem Material (rostfrei) bestehen

◆ UV- und frostbeständiger Kunststoff in Frage kommt

◆ Rundhölzer, langlebig und verbissfest sind, z. B. Eiche

◆ Vorsicht: Elektroabgrenzungen in Boxen und Kleinausläufen, die kleiner sind als die zweifache Widerristhöhe im Quadrat, sind tierschutzwidrig!

In jedem Fall muss ein Bauvorhaben gründlich geprüft werden. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Planungsteam ist zu empfehlen. Auch um zu klären, ob eine Baugenehmigung erforderlich ist oder eine Bauanzeige reicht. Ein wenig Geduld sollte hierfür außerdem eingeplant werden – bis ein Bauantrag genehmigt ist, können Monate ins Land ziehen.

Grundsätzlich gilt: nahezu alle Elemente einer Reitanlage sind genehmigungspflichtig – ganz gleich, ob Neubau oder Umbauten. Viele Bestimmungen sind dabei regional unterschiedlich. Wenn man einen Paddockbau plant, sollten man sich rechtzeitig bei der jeweils zuständigen Baubehörde informieren. Für Paddocks und Ausläufe, deren Nutzung die natürliche Grasnarbe schädigen, brauchen Sie unter umständen eine Genehmigung. Zu den genehmigungspflichtigen Baumaßnahmen gehören insbesondere Zäune, Bodenversiegelungen und Eingriffe in die Bodenfläche.

Denn damit keine Matschflächen entstehen, sollte der Paddockboden befestigt sein. Ein wasserdurchlässiger Boden gewährleistet, dass beispielsweise Regenwasser versickern kann und die Pferde stets auf trockenem Untergrund stehen. Bei einem betonierten oder asphaltierten Boden handelt es sich hingegen um eine Bodenversiegelung. Bei Baumaßnahmen mit großer Flächenversiegelung kann gefordert werden, dass ökologische Ausgleichsflächen geschaffen werden. Dies kann wiederum bedeuten, dass zum Beispiel der gleiche Raum einer versiegelten Fläche an anderer Stelle begrünt werden muss.

Das Wichtigste dabei sind zwei Türöffnungen, die zur windgeschützten Seite des Pferdestalls liegen sollten. „Andernfalls können ranghohe Pferde eine Tür blockieren oder rangniedrige Pferde innen in die Ecke treiben und nicht mehr herauslassen“, betont Anlagenplaner Georg Fink.

Einraum-Innenlaufstall: Gruppenlaufstall im Stallgebäude ohne Außenfenster, durch die Kopf und Hals nach draußen gestreckt werden können.

Mehrraum-Innenlaufstall: Gruppenlaufstall im Stallgebäude ohne nutzbare Öffnung nach draußen, mit Funktionsbereichen wie Fress-,Trink-,Ruhe- und evtl. separatem Laufbereich.

Einraum-Außenlaufstall: Gruppenlaufstall im Stallgebäude mit Außenfenstern.

Mehrraum-Außenlaufstall: Gruppenlaufstall im Stallgebäude mit Außenfenstern und Unterteilung der Stallfläche in Funktionsbereiche.

Einraum-Außenlaufstall mit Auslauf: Gruppenlaufstall im Stallgebäude mit ständig zugänglichem, angrenzenden Auslauf und Unterteilung in Funktionsbereiche–Fress-und Ruhebereich meist über Auslauf getrennt.

Weidehaltung mit Witterungsschutz: Je nach Bodenverhältnissen saisonal oder ganzjährig. Bei andauerndem Regen, starkem Wind, großer Hitze oder Insektenplage brauchen Pferde einen Unterstand.

Die artgerechte Gruppenhaltung ist inbesondere häufig in der Aufzucht zu finden. (© www.toffi-images.de)

Pro Pferd wird eine Liegefläche von mindestens der zweifachen Widerristhöhe zum Quadrat berechnet. Für Offenställe mit Trennung von Liege- und Fressbereich sollten mehr als das zweieinhalbfache der Widerristhöhe zum Quadrat gerechnet werden.

Als Einstreu werden neben Stroh oder Spänen auch spezielle Softbetten für Pferde genutzt, die nach einer Eingewöhnungszeit meist gut angenommen werden. Je nach Größe des Liegebereichs bzw. Offenstalls können Raumteiler eingeplant werden.

Türen im Laufstall sollten 80 bis 90 Zentimeter breit sein, wenn sie für ein Pferd bemessen sind. Für zwei Pferde sollten sie größer als 1,80 Meter sein. Gummiverkleidungen können vor Verletzungen am Türrahmen schützen. Je nach Entmistungsart sollte für den Traktor ein Tor mit den Maßen 3 x 3 Meter eingeplant werden.

Einzel-Fressstände sind meist aus Holz, in denen die Pferde von einander getrennt stehen, je nach Bedarf angebunden werden und so die ihnen zugedachte Portion fressen können. Die Länge sollte mindestens 1,8 mal der Widerristhöhe betragen, also ca. drei Meter. Maximale Breite 0,8 Meter, damit nicht zwei Pferde versuchen, gleichzeitig hineinzukommen. Möglich sind auch Systeme, die hinter dem Pferd schließen. Die Fütterung erfolgt per Hand oder via Futterautomat.

Futterautomaten werden innen oder außen an der Box befestigt. Je nach Modell wird der Vorratsbehälter per Hand oder automatisch über Rohrleitungen oder einen Futterwagen an einer Deckenschiene befüllt. Die Steuerung erfolgt direkt am Gerät oder über Computer. Mit aufwändigen Systemen kann jedes Pferd mit einer eigenen Futtermischung versorgt werden. Auch das Zugeben von Öl ist möglich. Die Futtermischung sollte dann aber nicht länger als einen Tag im Behälter bleiben.

Die Pferde bekommen einen Chip implantiert oder werden vom Fütterungsautomaten mittels eines am Halsriemen oder Halfter befestigten Transponders identifiziert. Die individuelle Futterration wird vom Stallbetreiber in den Computer eingegeben. Die Fressstände sind mit elektronisch gesteuerten Klappen versehen, die sich durch den Chip öffnen und mehrmals am Tag die für das Pferd berechnete Ration in kleinen Portionen freigeben.

Georg Fink ist von der modernen Haltung überzeugt: „Bereits ein drittel unserer Aufträge betreffen Ställe mit Gruppenauslaufhaltung.“ In Deutschland würden bereits acht bis zwölf Prozent der Pferde so gehalten. „Die Schweizer sind mit 27 Prozent Vorreiter.“ Gruppenauslaufhaltung ist dabei die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung, denn „Offenställe“ haben einfach nur ein Klima, welches dem Außenklima entspricht, dank einer offenen Gebäudeseite.

Dazu gibt es in der Gruppenauslaufhaltung mit getrenntem Fress­ und Liegebereich – und eben einem Auslauf – mehr Bewegung. Im Aktivstall gibt es meist sogar computergesteuerte Rau­ und Kraftfutterversorgung und besonders viel Bewegung durch weit auseinander liegende Funktionsbereiche. Wichtig sind weitgehend gleichbleibende Pferdegruppen und Einzelboxen, um Neulinge einzugewöhnen.

Fürs Raufutter bietet sich eine Gruppenfütterung durch Fressgitter an. Der Futterbereich sollte aus hygienischen Gründen höher als der Stallboden liegen. Wichtig: Jedes zweite Feld eines Gitters muss geschlossen sein, damit das Pferd beim Fressen den Kopf nicht in die benachbarte Luke stecken kann. Ein in Panik zurückgezogener Kopf kann schlimme Folgen haben.

Ist die Wandraufe in Kopfhöhe montiert, frisst das Pferd in einer ungesunden Haltung. In der Natur wird das Futter vom Boden aufgenommen. Außerdem kann Staub in Augen und Nüstern eindringen, ohne dass ein reinigender Schleimabfluss nach unten erfolgt. Wird das Heu hinter einen halbierten Baumstamm in eine Boxenecke gelegt, wird es nicht so schnell in der Box verteilt.

Permanente zugängliche Ausläufe, besonders die Bereiche rund um Futter- und Tränkplätze, müssen befestigt sein. Es bieten sich besonders Gummiraster und Kunststoffmatten oder komplett drainierte Plätze an. Rasengittersteine seien hingegen nicht geeignet, sagt Georg Fink, denn: „Bis die ordentlich abgelaufen sind, mussten etliche Hufe leiden.“ Er empfiehlt mit Rundkornkies aufgefüllte Kunststoffgitter mit einer dünnen Sandschicht darüber.

© Info zur Verwendung von Texten der Autoren Sarah Baum, Natalie Demtrøder, Kirsten Stamer und Julia Wentscher

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Hallo, ein toller Artikel über Pferdehaltung im Winter! Das die Beleuchtung im Stall für das Arbeiten wichtig ist, liegt auf der Hand. Aber wie sieht es denn mit den Bedürfnissen der Tiere bzgl. der Beleuchtung aus? Wie viele Stunden und welche Helligkeit ergibt das rechte Wohlfühlambiente? LG Manu

Die Qualität eines Stalls wirkt sich wesentlich aus das Wohlbefinden der Tiere aus. Demnach ist es völlig richtig, dass kein Pferd ein glückliches Leben in einem abgedunkelten Stall mit schlechter Luftqualität haben könnte. Wer sich gerne einen Stall einrichten lassen möchte, aber nicht genau weiß, wie er dies artgerecht tun kann, kann sich vorher bei Experten beraten lassen.

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