Gekühlte Wasserbetten für Milchkühe

2022-07-22 09:24:50 By : Ms. Sunny Gao

In Bad Sassendorf werden bequeme Unterlagen für die Tiere entwickelt

Wenn man 600 bis 800 Kilogramm auf die Waage bringt und 12 bis 14 Stunden täglich liegt, muss die Matratze schon ordentlich sein. Auch Kühe brauchen Ruhe und Erholung, um fit und leistungsfähig zu bleiben. Aber: Kühe legen sich nicht einfach irgendwo ab.

Sie stellen Ansprüche an ihre Liegebox. In Bad Sassendorf im Kreis Soest wird im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft – im „Haus Düsse“ – daher auch zum Liegekomfort geforscht.

Dicker Schmatzer auf dem Plakat: David Lohöfener aus Werther schwärmt für seinen Beruf – und möchte ihn anderen schmackhaft machen

Das Neueste in Zeiten des Klimawandels ist ein kühlendes Wasserbett. Andreas Pelzer, der den Bereich Rinderhaltung leitet: „Kühe können die Wärme nicht im Liegen abführen, also verlängert sich ihre Stehzeit – und das wollen wir nicht.“ Von unten wird kühles Wasser in die Liegestätte eingeleitet. Ein weiterer Aspekt: Die Knochen dürfen nicht zu hart liegen. „Legt sich die Kuh hin, schwebt sie auf der Matratze ein bisschen.“ Die Kombination aus Holz-Unterbau, wassergefüllter Gummimatte und Strohbedeckung scheine bei einigen Tieren anzukommen, sei aber nicht das Nonplusultra, sagt Pelzer. Er führt vorbei an Hochboxen und Tiefboxen, präsentiert unterschiedliche Materialien und Härtegrade der Liegeflächen. Das alles wird in praktischen Versuchen getestet. Und eine eigens entwickelte App – gefüttert mit bis zu 100 Daten – hilft zu ermitteln, wie Milchviehhalter eine optimale Bettstätte schaffen können.

Kühe können zicken. Bei der Liegefläche komme selbst der Schichtung des organischen Materials eine große Bedeutung zu. Denn: „Kühe mögen keine Unebenheiten in der Einstreuschicht“, weiß die Landwirtschaftskammer. Schon eine leichte Muldenbildung von einem Zentimeter Tiefe könne den Tieren unangenehm sein

Warnzeichen: Gehe eine Kuh Richtung Liegebox, stehe aber nach gut einer Minute immer noch, stimme etwas nicht mit dem Liegeplatz.

Warum ist das gemütliche Liegen überhaupt wichtig? Es gehe um Tierwohl und um Milchleistung, sagt Pelzer. „Die Gesundheit der Kühe ist die Grundvoraussetzung für ihre Leistung.“ Und: „Kühe sind Dauerfresser, sie nehmen permanent Futter auf, das Wiederkäuen geschieht dann vor allem im Liegen.“ Fühlten sie sich gut gebettet, widmeten sie sich diesem ihrem Hauptjob besonders intensiv. Zudem müssten Klauen und Gelenke entlastet werden.

Für das bedeutendste Milcherzeugerland in der Europäischen Union sind das wesentliche Faktoren. 2020 wurden hierzulande rund 3,9 Millionen Kühe in gut 54.300 Betrieben gehalten. Milchprodukte gehören nach wie vor bundesweit zu den Hauptnahrungsmitteln der Bevölkerung. Allerdings sinkt die Zahl der Milchviehbetriebe.

Am besten sei es, wenn die Tiere sich im Stall genauso betten könnten wie auf der Weide, heißt es in der Branche. Doch eine Weide bekommen längst nicht alle Rinder zu sehen. Kuhställe kosten Geld. Baue man heute Liegestätten neu, seien zwischen 10.000 und 15.000 Euro pro Kuhplatz zu kalkulieren. Zugleich verweist Pelzer auf ökonomische Zwänge und stark steigende Kosten etwa für Energie. Er wünscht sich mehr Wertschätzung für das Lebensmittel Milch, die Arbeit der Erzeuger und die Tiere selbst.

Einfache Wasserbetten ohne Kühlkomponente sind schon seit Jahren auf dem Markt. Haben die Rinder die Wahl, ziehen die meisten aber Unterlagen aus organischem Material vor. Also Matten aus Stroh und Mist, mit Sand oder Kreide. Was alle Kühe on top brauchen, sind behaglich verformbare Materialien wie Strohhäcksel oder Sägemehl – mindestens als oberste Lage.