Neues Stallsystem für Rinder: Der Kalt-Warm-Stall

2022-07-22 09:25:57 By : Ms. Stella Xu

Der Betrieb Teufel investierte in ein neues Stallsystem, das die Vorzüge eines Kalt- und eines Warmstalles miteinander vereinen soll. Welche Vor- und Nachteile sie bisher festgestellt haben, darüber berichtet top agrar Österreich.

Der neue Kalt-Warm-Stall von Familie Teufel ist für 40 Kühe plus Nachzucht ausgelegt.

Der Betrieb Teufel investierte in ein neues Stallsystem, das die Vorzüge eines Kalt- und eines Warmstalles miteinander vereinen soll. Welche Vor- und Nachteile sie bisher festgestellt haben, darüber berichtet top agrar Österreich.   Unfruchtbarkeit, geschwollene Gelenke, Klauenprobleme, stickige Luft, schlechte Lichtverhältnisse, eine beengte Hoflage und aktuelle gesetzliche Bestimmungen: Das waren die Gründe, warum Familie Teufel schließlich in einen neuen Stall investiert hat. Nach einer gründlichen Informationsphase entschieden sie sich für einen Entwurf, der die Vorteile eines Kalt- sowie eines Warmstalles miteinander vereinen soll. Zwei Hersteller haben die Österreicher bei Planung und Umsetzung unterstützt.

Der Grundriss des Stalles beträgt 36 x 25 m und hat eine Dachfläche von 970 m2. Die Außenhülle des Stalles besteht aus einem isolierten Pultdach. Eine durchschnittliche Dachneigung von fünf Grad wird vom Hersteller empfohlen. In Kombination mit einer glatten Unteransicht ist die Luftzirkulation sehr gut möglich. Die Dachelemente sind maßgefertigt und bestehen aus KVH-Tragrippen, einer Wärmedämmung, einer OSB-Platte, einer feuchtadaptiven Dampfbremse und einer Dachabdichtung, bestehend aus einer speziellen Sika-Folie.   Beim Montieren der Folienabdeckung wird das Material heißluftgeföhnt und mit 350 bis 400 °C abgedichtet. Die Stärke eines Dachelements beträgt 20 bis 24 cm. Die Breite und maximale Länge betragen 2,93 m und 24 m. Karl Teufel: „Die Kühe sind dadurch von der oft unterschätzten Strahlungswärme des Daches vor allem im Sommer geschützt. Auch im Falle von extremen Witterungsbedingungen, wie z.B. Hagel sollen die speziellen Sika-Abdeckungen standhalten.“   Das aufblasbare Wandsystem, das eine der Firmen bereit stellte, setzt ein perfekt isoliertes Dach voraus, damit es seine volle Wirkung entfalten kann. Durch den hohen Isolationswert gibt es selbst bei -20°C Außentemperatur noch immer Plusgrade im Inneren des Stalles. Zudem soll die Konstruktion besonders stabil sein (bis zu einer Windgeschwindigkeit von 125 km/h). Nicht zuletzt ist der ganze Stall lichtdurchflutet, voll klimatisiert und die Kühe sind vor Hitze sowie Kälte geschützt.   Die Gummimatten des alten Stalles wurden durch Tiefbuchten und Liegeboxenrahmen ersetzt. Der neue Spaltenboden wird einmal am Tag abgeschert, die Entmistung erfolgt über einen Schwemmkanal. Laut Sohn Michael Teufel ist auch das Melken eine große Erleichterung: „Es gibt kein Melkzeug mehr zu schleppen, die Kühe kommen jetzt von selber zu mir!“, freut sich der junge Landwirt.   Gemolken werden die Kühe in einem 2 x 4-Fischgrätenmelkstand. Eine Milchmengenmessung und eine Ausmelkautomatik wurden außerdem installiert. Mit einem Fettgehalt von  4,18 % und einem Eiweißgehalt von 3,40 % wird die Milch an die Berglandmilch geliefert. Der Stall von außen: Rechts das aufblasbare Wandsystem. Die Wände öffnen sich je nach voreingestellter Temperatur. Am Dach sind zudem ein Regen- und ein Windsensor angebracht.

Der Stall von außen: Rechts das aufblasbare Wandsystem. Die Wände öffnen sich je nach voreingestellter Temperatur. Am Dach sind zudem ein Regen- und ein Windsensor angebracht.

Zur Arbeitserleichterung im Stall trägt der „Butler“ bei. Nach der täglichen Grundfutterlieferung mit dem Siloverteilwagen kommt der selbstfahrende Fütterungsroboter ins Spiel: Zehn mal am Tag wird das Futter nachgeschoben. Kraftfutter dient als Lockmittel für eine bessere Grundfutteraufnahme, zusätzlich bekommen die Tiere noch Heu. Weiteres Kraftfutter erhalten sie je nach Leistung bei einer Abrufstation.   Im Inneren des Stalles sind vier Temperaturfühler angebracht, außen befindet sich ein weiterer. Der Landwirt gibt die Temperatur vor, und je nachdem werden die aufblasbaren Wände geöffnet oder geschlossen. Am Außendach sind ein Windrad und ein Regensensor angebracht. Bei extremer Kälte von z. B. -22 °C hat Landwirt Teufel einen Temperatur-Sollwert von 2 °C vorgegeben.   Dieser niedrige Wert soll dafür sorgen, dass die Membranwände oft genug auf und zu gehen, damit die Kühe mit genügend Frischluft versorgt werden. „Im Winter fiel die Temperatur im Stall kurzzeitig in den Minusbereich, trotzdem hat es im Stall nie gefroren. Spalten, Tränken oder Ringleitungen, nichts war eingefroren!“, berichtet der Landwirt. War zum Jahresbeginn der Betrieb Teufel noch ein Vorreiter mit diesem neu entwickelten Stallsystem, so sind mittlerweile auch andere Landwirte darauf aufmerksam geworden.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 500 000 Euro. Wie sich diese zusammensetzen, zeigt die Übersicht unten. Da der neue Stall auf 40 Milchkühe plus Nachzucht ausgerichtet ist, ergeben sich somit 12 500 Euro pro Stallplatz. Die Finanzierung erfolgte teilweise über Eigenmittel, aber hauptsächlich über Fremdfinanzierung durch eine Investitionsförderung. Teufels wollen möglichst bald die volle Kapazität des Stalles nutzen. Derzeit sind 34 Milchkühen im Stall unterbracht. Aber auch Karl Teufel weiß: „Ein leerer Stallplatz ist für einen Landwirt am teuersten.“ 

Der Stall von außen: Rechts das aufblasbare Wandsystem. Die Wände öffnen sich je nach voreingestellter Temperatur. Am Dach sind zudem ein Regen- und ein Windsensor angebracht. (ad, Originaltext von Lisa Neumann)

Der Stall von außen: Rechts das aufblasbare Wandsystem. Die Wände öffnen sich je nach voreingestellter Temperatur. Am Dach sind zudem ein Regen- und ein Windsensor angebracht.

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