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Fleischerzeugerring Mühldorf-Traunstein zieht Bilanz
Der Fleischerzeugerring Mühldorf-Traunstein hielt am 5. Juli seine Mitgliederversammlung, auf der der kritische Zustand der Betriebe und die Ursachen hierfür angesprochen wurde. Eingeladene Experten erklärten ihre Sicht der Lage. Wie die Lösung für die Branche aussehen könnte.
Mettenheim – Wer als Ferkelerzeuger oder Schweinemäster in Südostbayern bestehen möchte, muss ein dickes Fell haben. Seit Jahren müssen sich Spezialisten mit immer mehr Themen auseinandersetzen, die ihre Kosten steigern, während der Absatz und die Preise für Schweinefleisch fallen.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die seither steigenden Kosten für Futter- und Betriebsmittel sowie das Ausbrechen der Afrikanischen Schweinpest (ASP) in Norddeutschland sind nur zwei von fast zwei Dutzend aktuellen Herausforderungen. Das zeigte Michael Bachl, Fachberater Schwein beim Töginger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), bei der Mitgliederversammlung des Fleischerzeugerrings Mühldorf-Traunstein am 5. Juli auf einem Chart.
Vorsitzender Gerhard Langreiter, der selbst Muttersauen hält und Ferkel aufzieht, erklärte bei seiner ersten Versammlung: „Die Lage am Schweinemarkt ist nicht lustig. Vielen langt’s. Wegen der ASP ist der Export außerhalb Europas weggebrochen und wir müssen hoffen, uns langfristig im europäischen Markt zurechtzufinden.“ Langreiter fuhr fort: „Wir müssen mit immer stärkeren Schwankungen beim Einkauf von Diesel und Futtermittel klarkommen und stärker auf die Region schauen, in der wir stark verankert sind.“ Künftig wolle die Selbsthilfeorganisation mit Betrieben aus den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land und später im ganzen Ring-Gebiet in Richtung regionaler Vermarktung nachdenken und Betriebe beraten, wie sie den einen oder anderen Euro für sich herausholen könnten. Die regionale Herkunft müsse stärker „verkauft werden“. Darauf ziele auch das Projekt „Heimatversprechen – Schweinefleisch aus Bayern“ ab. Es wurde von der Ringgemeinschaft erarbeitet und soll von der Ferkelerzeugung bis zum Schlachthof alle Stufen der Schweinehaltung abdecken. „Wir müssen uns mit Metzgern, Kantinen und Caterern zusammensetzen und sie vom Kauf vor Ort und in der Region überzeugen“, erklärte Langreiter.
Dieser und andere Schwerpunkte einer Neuausrichtung wurden in Klausurtagungen erarbeitet, die Langreiter angestoßen und im Oktober und März mit Fachleuten des AELF Töging organisierte. Neu eingerichtet wurde seither eine Nährstoffberatung, die Mitgliedsbetrieben bei der „Bürokratie“ helfen soll. Angedacht ist eine Energieberatung.
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„Der Staat zieht sich aus Einzelberatungen zurück und diese Lücke müssen wir schließen“, erklärte der Vorsitzende. Zuvor sprach Angela Vaas, seit Dezember AELF-Leiterin, die Neuausrichtung ihres Amtes seit Juli 2021 an. Sie brachte ein überregionales, neu ausgerichtetes Fachgebiet mit Clara Späth als Sachgebietsleiterin ein, das nicht nur für Schweine und Rinder, sondern auch für Pferde, Geflügel und die Energieberatung zuständig ist. Bei den Klausurtagungen zeigte sich, dass die Bullenmast noch Potenzial hätte. „Die Betriebe und die Anzahl ihrer Tiere waren in den vergangenen Jahren der stabilste Zweig im Fleischerzeugerring“, berichtete AELF-Fachberater Martin Mayr. Gleichwohl sei auch das Preis-Hoch für Jungbullen Anfang 2022 nur eine kurze Phase gewesen. Über die vergangenen Jahre hinweg hätten die Durchschnittserlöse pro Tier die Kosten eines Neubaus nicht finanzieren können. Sie hätten selbst in den zwei besten Jahren noch weit unter dem erforderlichen Betrag gelegen.
Daran wird sich so bald nichts ändern, denn für dieses Jahr erwartet Mayr eine bayerische Leitlinie für die Mastrinderhaltung analog zu einer niedersächsischen. Gemäß der bundesweit geltenden „Tierschutznutztierhaltungsverordnung“ müssen die Rindermäster bis 9. Februar 2024 im Liegebereich die Flächen ihrer Kälber-Buchten mit Stroh einstreuen oder im Falle von Spaltenböden mit einer Gummimatte auslegen, die einer bestimmten DIN-Norm entspricht.
Zuvor berichtete der Schweine-Experte Bachl, dass die Zahl der Schweinemastbetriebe im Ring-Bereich in den vergangenen zehn Jahren auf 110 gefallen sei und die rückläufige Tendenz anhalte. Bei den Ferkelerzeugern sei dieser Abwärtstrend gravierender. Aktuell seien es 79, was eine Halbierung innerhalb von zehn Jahren bedeute. Bei der Wirtschaftlichkeit könnten die hiesigen Schweinemäster und Ferkelerzeuger im bayernweiten Vergleich mithalten. Bachl sprach auch über das kurzfristig aufgesetzte Förderprogramm „BayPro Tier“, das für Zuchtschweine und Ferkelaufzucht in zwei Stufen mehr Komfort und Außenluftkontakt vorsieht.
Wer die Programme in Anspruch nehmen wollte, muss alle Tiere seines Stalles zwischen Juli und Ende Juni 2023 entsprechend halten. Langreiter empfand dieses Programm zwar als guten Ansatz, kritisierte aber, dass man die Förderung nur wenige Wochen beantragen konnte. Zum Abschluss stellten Andreas Alber, Marktplatz-Manager eBusiness, und Alexander Brielmair, Leiter eBusiness der BayWa AG die Plattform radimundi.de vor. Über ihren „Hofladen-Marktplatz“ können Direktvermarkter ihr Angebot optisch ansprechend präsentieren. Deshalb schicke die Plattform Fotografen, um die Landwirte und ihre Produkte einheitlich ansprechend darzustellen und einen persönlichen Bezug zu ihnen herzustellen, erklärte Alber. Möglich ist, neben der Online-Bestellung und der Abholung im Hofladen, auch der Direktversand.
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Der Projektleiter versprach, für die Landwirte viele damit verbundene rechtliche Hürden auszuräumen. Dafür verlangen die Plattformanbieter nach drei Monaten zwölf Prozent vom Netto-Umsatz. Südostbayern ist auf der Plattform bei fünf Regionen nicht vertreten. Nach Abbildungen der Produzenten muss man lange suchen. MG