Lynk & Co 01 im Test: Preis, Reichweite, Laden, Ausstattung, Mietmodell - EFAHRER.com

2022-09-03 08:44:27 By : Ms. Anita WU

500 Euro kostet der 01 von der Volvo-Schwester Lynk & Co monatlich - Versicherung, Wartung, Service: alles inklusive. Außer tanken und laden. Der Clou: Um die Monatsmiete zu drücken, können Sie ihn untervermieten. Unsere Befürchtung, dass der 01 ein chinesischer Schnellschuss ist, hat sich nicht bewahrheiten. Überraschend ausgereift wirkt der Plug-in-Hybrid im Test.

Gerade einmal 1.800 Stück des Lynk & Co 01 fahren derzeit in Deutschland herum. Der Wagen ist ein E-Xot, während unserer Testphase werden wir immer wieder von Passanten angesprochen. Meist fragt man uns, ob die Marke aus Schweden stamme, schließlich trägt unser Testwagen schwedische Kennzeichen. So ganz liegt der oder die Interessierte nicht falsch, schließlich handelt es sich bei Lynk & Co. um ein schwedisch-chinesisches Jointventure, das zum großen Geely-Konzern gehört, zu dem auch Polestar, Volvo oder Lotus zählen. Die Designabteilung befindet sich auch tatsächlich im schwedischen Göteborg, produziert wird das Auto in China auf der CMA-Plattform, auf der auch der Volvo XC40 fußt. Und so übernehmen hierzulande auch die Volvo-Vertragswerkstätten den Service für den Lynk-Fremdling. Wir testeten die Plug-In-Hybrid-Version drei Wochen und waren mehrfach überrascht, wie ausgereift das Auto wirkt. 

"Bra gjort!" würden wir sagen, wenn wir Schwedisch könnten. Zu Deutsch: Gut gemacht! Hatten wir zunächst die Befürchtungen, dass der 01 ähnlich viele Kinderkrankheiten wie der Aiways U5 haben könnte, atmeten wir schon bald auf. Der 01 wirkt ausgereift, es gibt nur sehr wenig Anzeichen, woran man merkt, dass die Marke noch jung ist. Das liegt wohl unter anderem daran, dass er auf der Volvo-Plattform beruht, auf der auch der XC40 gebaut wird. Dass es damit ein verkappter Volvo ist - das finden wir nicht. Dazu ist er dann vom Look & Feel dann doch anders.

Der PHEV kommt rein optisch schon sehr gut an, schließlich erinnert er zumindest von vorne an einen Porsche Macan. Die Verarbeitung ist tiptop, in großen Teilen sogar hochwertig, das SUV fährt sich äußerst gefällig und punktet mit Features, die in einer Preisklasse von um die 40.000 Euro bei weitem nicht selbstverständlich sind. Zudem spricht die rein elektrische Reichweite von um die 70 Kilometer für den Lynk 01, allerdings nur, wenn Tempo und Temperaturen stimmen. Verbesserungsbedarf sehen wir beim Sprit- und Stromverbrauch sowie der lahmen Ladeleistung von lediglich 3,7 kW. Auch sollte Lynk das Gasloch bei 95 km/h beheben, während der höhere Geräuschpegel ab etwa Tempo 130 noch verschmerzbar ist.

Das Konzept der All-Inclusive-Miete ist zwar kein Neues, der Markt der sogenannten "Auto im Abo"-Anbieter ist riesig (hier finden Sie ein Auswahl). Neu ist allerdings die Idee, das Auto unterzuvermieten und damit einen Teil seiner Miete wieder reinzuholen. Das steckt noch völlig in den Kinderschuhen, zu wenig ist das Auto bislang verbreitet. Rechnen Sie also nicht damit, in nächster Zukunft Ihre Miete signifikant drücken zu können.

Vorteile Auffällig schöne Optik sehr gute Verarbeitung und überraschend üppige Ausstattung ansehnliche elektrische Reichweite bei moderater Fahrweise und Temperaturen fairer Preis und interessantes Mietmodell schnell verfügbar Nachteile Zu lange Ladezeiten Beschleunigungsloch bei 95 km/h Hoher Sprit- und Stromverbrauch

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Der Lynk & Co 01 kostet in seiner PHEV-Variante 42.000 Euro vor Förderung, wer keine Lademöglichkeiten hat, dem steht eine Vollhybridvariante für 35.000 Euro zur Verfügung, die jedoch nicht gefördert wird. Damit bewegt sich der 01 auf einem Niveau eines gut ausgestatteten Cupra Formentors, bietet aber mehr Platz und einige spannende Extras, etwa laufend Software-Updates over the air und die Möglichkeit, das Auto mit der Lynk-Community zu sharen. Dazu später mehr. 

Statt das Auto zu kaufen, entscheidet sich nach Firmenangaben aber 98 Prozent der Lynk&Co-Kunden für die Monatsmiete. Das liegt sicherlich an der Vermarktung des Autos - Lynk& Co wirbt vorrangig mit dem Mietmodell. Ähnlich wie andere Abo-Modelle von Finn, Cluno, nextmove & Co. mieten Sie den 01 zu einem Festpreis pro Monat - inklusive aller Nebenkosten, exklusive tanken und laden. Konkret gibt's den Lynk 01 für 500 Euro im Monat. Ob Sie ihn nur einen oder zwölf Monate mieten - der Preis bleibt gleich (und ist außergewöhnlich bei den Auto-im-Abo-Anbietern).

Das klingt nach viel Geld, allerdings sind solche Langzeitmieten immer kostspieliger als Leasing. Grund sind a) die hohe Flexibilität und b) die Inklusivleistungen wie Versicherung, Steuer, passende Bereifung, Service etc. Sieht man sich ähnliche PHEV-SUVs bei den Auto-im-Abo-Anbietern an, merkt man, dass der Lynk & Co 01 sogar recht preiswert ist. Ein weiterer großer Vorteil gegenüber dem Leasing ist die schnelle Verfügbarkeit. Lynk &Co schafft es zwar nicht, das selbst auferlegte Ziel von nur 2 Tage zu erreichen, bis der Kunde seinen 01 bekommt, aber vier Wochen sind derzeit realistisch. Zum Vergleich: Bei sehr vielen Leasingangeboten müssen Sie weit über ein halbes Jahr warten. Und damit lässt sich auch schnell eine ideale Zielgruppe erkennen: Kunden, die mit einem Auto eine Zeit überbrücken müssen. Sei es, weil sie auf ihr neues Auto warten, sei es, dass sie nur saisonal ein Auto brauchen, sei es, dass sie einen längeren Aufenthalt abseits ihrer Heimat haben, wo sie ein Auto brauchen. Und so traf EFAHRER.com beispielsweise während des Tests auf einen weiteren Lynk-01-Nutzer, der den Wagen gebucht hatte, bis er sein Tesla Model Y bekam. 

Zurück zum Mietmodell. Einzigartig ist die Sharing-Funktion, mit der Lynk-Kunden (theoretisch) ihre monatliche Miete drücken können. Über eine App beziehungsweise eine Funktion direkt im Auto bietet der Lynk-Abonnent sein Auto anderen Nutzern an. Das können Freunde, Familienmitglieder, aber auch gänzlich Fremde sein - Hauptsache, es sind Mitglieder in der Lynk-Community. Dabei bestimmt der Abonnent den Stundenpreis, eine Provision fließt dann noch an Lynk ab. Hauptmieter und Interims-Sharer sind voll versichert, das Smartphone wird zum Schlüssel, eine persönliche Übergabe des Autos ist daher nicht notwendig. Der Zwischenmieter muss lediglich vier Fotos vom Wagen vor und nach der Entleihe machen. Beide Parteien bewerten sich außerdem danach. Das alles klingt nach einer sinnvollen Nutzung, schließlich wird das Auto laut einer Studie des Bundesverkehrsministeriums täglich nur 45 Minuten bewegt. Doch der Plan geht nicht ganz auf: Noch ist das Lynk-Netzwerk zu klein. Zum Zeitpunkt im Februar 2022 fanden wir drei teilungswillige 01-Besitzer in München, in Berlin waren es etwa zehn - zu wenig, um Kunden anzulocken oder sich als Lynk-Member problemlos für eine Stunde ein Auto auszuleihen, wenn man erstmal quer durch die Stadt fahren muss. 

Lynk & Co gibt als nutzbare Batteriegröße 14,1 kWh an, wir pumpten 16,82 kWh in den leeren 01 (zum Vergleich: Beim Cupra Formentor Hybrid waren es 10,4 kWh). Die Herstellerangaben nach WLTP in puncto Reichweiten schaffen wir nicht: Statt 69 Kilometer stehen nach einer Autobahnfahrt bei etwa 0 Grad und Tempo 120 nur 42 Kilometer am Ende auf den Tacho. Das sind saftige 40 kW auf 100 Kilometern - zu viel! Ob es an einem schlechten Energiemanagement oder an den 1,9 Tonnen Leergewicht liegt, ist nicht sicher.  

Bei Mischverkehr durch die Stadt und übers Land kamen wir im Winter bei um die 0 Grad und 20 Grad Innenraumtemperatur auch mal über die 50 Kilometer rein elektrisch. Allerdings berichten viele Nutzer, dass sie bei milden Temperaturen durchaus auch die angegebene WLTP-Reichweite erreichten oder gar übertrumpften.

Die Verbrauchswerte im Hybridmodus von 1,4 Liter, die Lynk &Co. angibt, sind wie immer Märchenwerte, es sei denn, Sie legen nur kurze Strecken zurück und laden höchst diszipliniert. Ansonsten dürfte sich der Wert bei um die 5 Liter einpendeln, wie gesagt: je nachdem, wie weit Ihre Strecken sind und wie oft Sie laden. 

Ist der Akku leer, wird der 01 durstig: 9,54 Liter Super forderte er auf unserer Autobahnrunde bei GPS-kalibrierten 130 km/h auf 100 Kilometer ein. Das ist deutlich mehr als beispielsweise der Cupra Formentor mit 7,2 Litern oder der Toyota Rav4 PHEV mit 8,2 Litern. 

An der Wallbox braucht der 01 gute 4,5 Stunden, bis sein Akku von 0 auf 100 Prozent geladen ist, die maximale Ladeleistung beträgt hier 3,6 kW. An der Haushaltssteckdose sind es dann mit 2,6 kW dementsprechend über fünf Stunden. 

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Der 01 fährt sich extrem gefällig: Smooth schnurrt der chinesische Schwede über die Straßen, ihn bringt quasi nichts aus der Ruhe. Der adaptive Tempomat macht seine Sache gut und erkennt in den meisten Fällen die Verkehrskennzeichen richtig. Enorm entspannend ist der Autobahnassistent, der sehr angenehm die Spur hält, den Abstand zum Vordermann gut erkennt und das Tempo korrekt anpasst. Man hält nur noch leicht die Hände am Lenkrad, den Rest erledigt das Auto. Der Frontantrieb schiebt die kombinierten 261 PS von 0 auf 100 in 8 Sekunden - keine Glanzleistung, für die meisten Situationen aber völlig ausreichend. Bis 210 km/h schafft es der 01, muss aber ein Beschleunigungsloch überwinden, das plötzlich bei 95 km/h auftritt. Tipp: Wenn Sie bei dem Tempo überholen, schalten Sie den Fahrmodus auf "Power", um rein im Verbrennermodus dieses Phänomen zu vermeiden. 

Starke Leistung, die Lynk & Co hier an den Tag legt! Das Infotainmentsystem auf dem 12,7 Zoll großen Display ist äußerst verständlich aufgebaut. Ein Home-Bildschirm plus - mit einem Wisch nach links - zwei weitere Bildschirme mit Apps. Ein mittiger Home-Button bringt Sie einen Schritt zurück.

Dazu gibt es weiterhin sinnvolle haptische Knöpfe, etwa um die Klimatisierung oder die Lautstärke zu regeln. Die Sprachsteuerung versteht unsere Sprachbefehle etwa Adressen auf Anhieb an sehr gut. Dazu gibt es Apple Airplay und Android Auto drahtlos - das Handy lagert in einer darunter gelegenen Induktionsschale.

Wer sein Handy klassisch aufladen will, kann dies auch über einen USB- und einen USB-C-Anschluss unter der Mittelarmlehne erledigen. Und wenn Sie selbst zu faul sind, die Taste für die Sprachsteuerung zu drücken, dann rufen Sie einfach "Hey, Frank" - verwirrenderweise spricht Sie dann eine Damenstimme in leichter Mickey-Maus-Manier an.

Im Infotainmentsystem findet man neben Spielen und einer Aufnahmefunktion, wo Sie Verbesserungsvorschläge an Lynk & Co schicken, sogar ein Dashcam-Feature, um nicht nur Außenaufnahmen zu erstellen, sondern auch den Fahrerinnenraum zu filmen - los geht's mit Carpool Karaoke! Das Cockpit, die Instrumententafel - alles lässt sich über das Multifunktionslenkrad sehr intuitiv bedienen.

Annehmlichkeiten wie eine Memoryfunktion beim Fahrersitz oder ein eigenes WLAN sind für die Preisklasse ebenfalls nicht selbstverständlich. Sucht man das Haar in der Suppe, findet man es beispielsweise beim nur  manuell einstellbaren Beifahrersitz oder beim fehlenden Head-up-Display. 

Wer ein Konfigurationsfetischist ist, geht beim Lynk & Co 01 leer aus. Sie haben lediglich die Wahl, ob Sie den 01 als PHEV oder Vollhybrid nehmen, ob Ihnen Blau oder Schwarz besser gefällt und ob Sie eine Anhängerkupplung brauchen - das war's. Wir vermissten Konfigurationsmöglichkeiten nicht, der Wagen bietet für die Preisklasse ohnehin schon eine äußerst üppige Ausstattung.

Der 01 liefert auf seiner Länge von 4,5 Metern Platz, sehr viel Platz. Sitzt man vorne schon schön kommod, fällt auf der Rückbank die Beinfreiheit - im besten Fall sind es laut Lynk & Co 1 Meter - besonders auf. Und auch die Raumhöhe lädt Sitzriesen ein, bequem zu reisen. Sehr gut gelungen ist zudem das riesige Panoramadach, das sich nicht nur zum Teil öffnen lässt, sondern auch einen Dachhimmel besitzt. Das alles wirkt sehr ausgegoren.

Der Kofferraum mit automatischer Klappe, der mit einer großen Gummimatte versehen ist, bietet 466 Liter Raum, umgeklappt werden es dann 1.213 Liter - das ist um die 100 bis 300 Liter weniger als bei vergleichbaren SUVs, etwa vo Toyota RAV 4 Plug-in-Hybrid oder von den Vollstromer Skoda Enyaq und VW ID.4. Klein wirkt er dabei bei weitem nicht. Den Kabelkram verstauen Sie unter dem Kofferraumboden, was im Alltag nicht immer die praktischste Lösung ist, wenn man den Kofferraum beladen hat. Einen Frunk gibt es leider nicht. 

Auch Sie planen ein E-Auto oder einen Hybrid zu kaufen? Dann sehen Sie sich in unserer Autodatenbank um, filtern nach Ihren Vorlieben, erfahren Preise und Verbrauchswerte. 

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