OSTFILDERN: Die Gruppe trainiert viel im Freien, braucht aber allein schon für die Geräte ein schützendes Dach: Crossfit-Box sucht dringend eine Halle - Kreis - Esslinger Zeitung

2022-09-17 10:36:57 By : Ms. Lindy Lim

Zuerst HSPU, und dann ein paar V-Ups - wer als Neuling zum Crossfit kommt, muss sich zuerst an die Namen und Abkürzungen gewöhnen. Mit HSPU sind Handstand-Push-Ups gemeint, V-Ups bezeichnet die Bauchmuskeln fördernde Klappmesserübung. Eine örtliche Gruppe heißt bei dieser Art der sportlichen Betätigung Box, auch die in Ostfildern. Weil Crossfit aus dem amerikanischen Militärtraining kommt, hat alles eben englischsprachige Bezeichnungen - auch die Liegestütze und Kniebeuge. Doch der Querdurch-Sport für die Ausdauer und verschiedensten Muskelgruppen boomt auch in Deutschland.

Mit drei Mitstreitern hat André Lütgeharm 2013 in einem Keller im Scharnhauser Park mit der Crossfit-Box begonnen. Sie wuchs sehr schnell, meist über persönliche Kontakte. Björn Herzog blieb hängen, als er der Box bei einem Umzug helfen wollte. Zeitweise wurde im ehemaligen Gewächshaus der Landesgartenschau neben dem Kindergarten Blumenhalle trainiert. Nach dem Abriss zog die Box in eine Ruiter Industriehalle. Doch das Gebäude wurde verkauft, die neuen Eigentümer brauchen die Halle selbst. Da der Eigentümer der Alten Wache im Scharnhauser Park zur Box gehört, half er aus. Derzeit lagern die kleineren Geräte im Keller und in einer Garage, die großen sind in einem Fitnessstudio in Nellingen. Doch das ist keine Dauerlösung, dringend sucht die Box eine neue Halle zum Mieten.

Dabei kämpft sie mit manchen Vorurteilen. „Wir hören zur Motivation Musik“, sagt Lütgeharm, „und das sind nicht die Wildecker Herzbuben.“ Wichtig ist auch ein stabiler Boden, trotz der Gummimatten - falls einmal ein schweres Gewicht auf den Boden fällt. Knapp 50 Sportler zählt die Box inzwischen, vom Teenager bis zu etwa 50-Jährigen. Um die 100 Euro zahlen sie pro Monat. Denn zum einen wollen geschulte Trainer wie Mareike Kämpf und Casimir Wiedebusch bezahlt werden. Zum andern will das Unternehmen, das hinter Crossfit steht, an den Lizenzen verdienen. Es geht beim Training nicht um Wettbewerb, um die Anzahl der gestemmten Kilos, sondern um die korrekte und fitnessfördernde Technik. Es gibt aber auch Crossfit-Wettkämpfe, Wiedebusch hat sich gerade per Video für einen in Kroatien qualifiziert. Die Teilnehmer bekommen bei Crossfit ein individuelles Training, Neueinsteiger eine vierstündige Einführung in einer Gruppe mit maximal vier Leuten. Als zu einem Termin am unteren Ende der Landschaftstreppe nur eine einzige Neueinsteigerin kam - die vorherige, große Gruppe war mit ihrem einstündigen WOD gerade fertig - bekam sie sogar ein Einzelcoaching.

WOD steht für „Workout Of The Day“, es wird aus einem Baukasten zusammengesetzt und ist nie gleich. Wird ein „Murph“ angekündigt, stöhnen alle, denn diese Zusammenstellung ist besonders hart.

Trainiert wird unter der Woche an jedem Tag, auch am Wochenende gibt es Angebote. Mittrainieren kann jeder, die Gewichte gibt es in Vier-Kilogramm-Schritten. „Der eine nimmt 20 Kilogramm, der andere 100 Kilogramm“, sagt Björn Herzog. „Keiner wird zu etwas gezwungen.“ Wenn Benjamin Maurer, der seit gut einem halben Jahr zur Box gehört, drei- bis viermal pro Woche trainiert, tut er das freiwillig und aus voller Überzeugung. Der Umgang in der Box ist betont locker. Mareike Kämpf zitiert ein paar Box-Regeln: Jeder lasse sein Ego draußen, alle seien gleich und feuerten einander an, es gebe keine festgelegte Kleidung und keiner habe Angst davor, dreckig zu werden.

Angst hat die Box aber davor, künftig ohne Halle dazustehen. Diese sollte irgendwo in Ostfildern oder in Denkendorf, Neuhausen oder Sillenbuch liegen und 160 bis 200 Quadratmeter groß sein. „Sie sollte 3,5 Meter Höhe haben“, sagt Kämpf, wegen hochgeworfenen Medizinbällen und den Seilen.