Der Tierschutzverein Provieh will Ferienidyll statt Tierfabrik. Sie sind deshalb gegen die Pläne von Schweinehalter Falk Voß-Hagen, der seinen Betrieb auf Fehmarn erweitern möchte. Wir haben exklusiv mit dem Landwirt über den Protest und seine Pläne gesprochen.
Falk Voß-Hagen hält Schweine auf Fehmarn im geschlossenen System. Er nutzt die einmalige Insellage um hochgesunde Jungsauen zu züchten. Bereits vor rund sechs Jahren fing er an, die Erweiterung seines schweinehaltenden Betriebs zu planen. „Wir wollen die Sauenhaltung, die Ferkelaufzucht, die Mast und die Jungsauenufzucht erweitern “, erklärt der Landwirt auf Nachfrage von agrarheute. So möchte er zum Beispiel die Sauenhaltung von 1.300 auf 1.800 Plätze ausbauen.
Nicht jeder ist mit diesem Plan einverstanden. Die Tierrechtsorganisation Provieh hat eine Kampagne gegen die Pläne von Falk Voß-Hagen gestartet. „Ferienidyll statt Tierfabrik – Erweiterung der Schweinefabrik auf Fehmarn verhindern“, so der Titel.
Falk Voß-Hagen möchte auf die Kampagne eigentlich gar nicht groß eingehen. „Für mich ändert sich dadurch nichts. Ich mache mein Ding, die sollen ihres machen.“ Er habe mitbekommen, dass die Organisation zu seinem Bauvorhaben beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume Schleswig-Holstein (LLUR) eine negative Stellungnahme abgegeben hat, Kontakt zu ihm direkt hätten die Tierrechtler nie aufgenommen.
Die Einwendung habe auch keinerlei Auswirkungen auf sein Vorhaben gehabt. „Warum auch? Wir erfüllen selbstverständlich alle gesetzlichen Ansprüche.“ Da das Genehmigungsverfahren sich so lange hinziehe, habe er die Stallbaupläne schon mehrfach den neuen gesetzlichen Gegebenheiten angepasst. „Vor allem bei den Sauen und in der Ferkelaufzucht gehen unsere Tierwohlmaßnahmen sogar über den gesetzlichen Standard hinaus.“
Provieh behält sich laut der Pressemitteilung nun vor, zu klagen. Auch dem sieht Falk Voß-Hagen relativ entspannt entgegen: „Sollen sie machen. Das haben der BUND und der Nabu auch schon versucht. Deren Klagen wurden aber sehr schnell wieder zurückgezogen als sie merkten, dass keine Aussicht auf Erfolg besteht.“
Auch die geplante Kundgebung im Rahmen des öffentlichen Erörterungstermins macht den Schweinehalter nicht nervös. „Ich muss mir kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Wir machen das, was gesetzlich erlaubt ist. Außerdem denke ich, dass ich tief genug in der Materie stecke, um allen Rede und Antwort stehen zu können.“
Auf die konkreten Vorwürfe von Provieh, dass die Haltungsbedingungen tierschutzwidrig seien und das Brandschutzkonzept von Fachleuten als unzureichend eingestuft werde, möchte der Landwirt ebenfalls nicht weiter eingehen. „Alle entsprechenden Abteilungen haben eine positive Stellungnahme abgegeben. Das würde diese sicher nicht tun, wenn die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllt wären.“
Alles in allem sieht es so aus, als würde Provieh versuchen, medienwirksam Stimmung gegen die Stallbaupläne zu machen. Wohlwissend, dass andere mit ihren Einwänden offensichtlich nicht weit gekommen sind. Man könnte meinen, die Tierrechtler bräuchten diesen Sommer noch dringend ein Thema, um die Spendenkassen klingeln zu lassen. Was liegt da näher, als sich einer Ferieninsel anzunehmen?
Absurd wird das Ganze, wenn man weiß, dass das Genehmigungsverfahren weitestgehend abgeschlossen ist. Wenn die Organisation ernsthaft daran interessiert wäre, die Haltung der Tiere weiter zu verbessern, dann müssten doch andere Wege eingeschlagen werden. Zum Beispiel, indem man das Gespräch mit dem Schweinehalter sucht, um gemeinsam zu erörtern, warum die Pläne so sind wie sie sind.
Es dürfte auch Provieh nicht entgangen sein, dass bislang aller Lippenbekenntnisse des Bürgers zum Trotz der Verbraucher an der Theke gerne zum günstigen Standardschnitzel greift. Ein Trend, der sich aufgrund all der Krisen derzeit wieder verstärkt. Falk Voß-Hagen hat zumindest den Mut noch nicht verloren. Er stellt sich den Herausforderungen und will das Schwein erzeugen, das der Markt nachfragt. Natürlich unter Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften, teils freiwillig mit höheren Standards. Das kann ihm keiner verübeln oder gar vorwerfen.
Diese Pressemitteilung von Provieh mit Aufruf zum Protest ist sicher der falsche Weg und an den falschen Adressaten gerichtet. Würden die Verbraucher mehr Geld für mehr Tierwohl ausgeben und die Politik endlich die Hürden beim Bau von Tierwohlställen abbauen, sähen auch die Pläne der jetzt noch bauwilligen Landwirte möglicherweise anders aus. So ist die Kampagne nichts weiter als heiße Luft und viel Lärm um nichts.
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